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Gedenkveranstaltung anlässlich der Ermordung der Sinti und Roma im sogenannten Zigeunerlager Auschwitz-Birkenau vom 2. auf den 3. August 1944

Aus Anlass des 76. Jahrestages der Liquidierung des sog. Zigeunerlagers Auschwitz-Birkenau erinnerte am 2. August die Gedenkstätte Zwangslager Berlin-Marzahn gemeinsam mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, dem Rroma Informationszentrum und Jugendforum Amaro Foro an die Ermordung der etwa 4.300 verbliebenen Kinder, Frauen, Männer, alten und kranken Menschen vom 2. auf den 3. August 1944.

Aus gegebenem Anlass las Petra Rosenberg aus der Biographie ihres Vaters Otto Rosenberg, „Das Brennglas“. Otto Rosenberg entkam dieser Vernichtungsaktion nur knapp, da er im Sinne der SS noch als sogenannter arbeitsfähiger Häftling galt und kurz zuvor in das KZ-Buchenwald überstellt worden war. Seine Großmutter und weitere Familienmitglieder wurden in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Er überlebte als einziger von elf Geschwistern. Etwa 500.000 Sinti und Roma fielen dem nationalsozialistischen Massenmord zum Opfer, davon 20.000 in Auschwitz-Birkenau.

Im Anschluss diskutierten Milan Pavlovic, Geschäftsführer des Rroma-Informations-Centrums und Petra Rosenberg, Vorsitzende der Gedenkstätte Zwangslager Marzahn und des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg unter Moderation durch Georgi Ivanov, Vorstandsmitglied von Amaro Foro. Die Diskussion beleuchtete die Formen des Gedenkens und Erinnerns und den damit verbundenen Stellenwert von Denkmälern in unserer Gesellschaft - insbesondere auch vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um den geplanten Trassenverlauf der Bahnstrecke S21, der das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas tangieren würde.

„Dieses Denkmal ist unantastbar!“ Über diese Aussage bestand Konsens bei allen Teilnehmenden. Der Völkermord an den Sinti und Roma habe auch heute noch eine große Bedeutung für die Hinterbliebenen. „Es gibt keine Familie, die nicht Opfer zu beklagen hat“, so Petra Rosenberg. Die aktuelle Situation um das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas sei ein beklagenswertes Beispiel für den Umgang mit Erinnerungsorten der Minderheit. Milan Pavlovic betonte in diesem Zusammenhang, dass der starke politische Druck fehle. Aktuell werde der Protest gegen die geplanten Baumaßnahmen der S21 am Denkmal überwiegend von der Selbstorganisation der Sinti und Roma getragen. Die Unterstützung der Mehrheitsgesellschaft einerseits, wie auch deutlich mehr dezidiertere Stimmen seitens der Politik seien unverzichtbar.

Aus Gründen der bekannten Hygienemaßnahmen fand die Veranstaltung mit begrenzter Teilnehmerzahl statt.

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