„Meine Mutter, meine Tante und mein Onkel, das waren die Einzigen, die überlebt haben.“
Über eine halbe Millionen Sinti und Roma wurden von den Nazis ermordet. Von Verfolgung, Zwangsarbeit und dem Verlust ihrer Familien gezeichnet, kamen die Überlebenden aus den Lagern zurück. Wie spiegelt sich diese Erfahrung in der Erinnerung ihrer Kinder und Enkelkinder wider?
„Kann man das mit Geld wiederaufarbeiten? Ist nicht wiedergutzumachen.“
Die Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus und die damit verbundenen Entschädigungszahlungen durch den deutschen Staat blieben vielen Überlebenden verwehrt oder fielen sehr gering aus. Doch kann man das an Sinti und Roma verübte Unrecht überhaupt wiedergutmachen?
„Er hat ja nie darüber gesprochen. … Wir haben geahnt, dass irgendwas Böses passiert sein muss.“
Traumatisiert von den an ihnen verübten Verbrechen, war es Überlebenden oft nicht möglich, mit ihren Kindern und Enkelkindern offen über ihre leidvollen Erfahrungen zu sprechen. Doch wie und durch wen haben die Nachgeborenen vom Völkermord und den Erlebnissen in den Nazi-Lagern erfahren?
„Diskriminierung besteht heute noch gegen unsere Minderheit – und das in einem demokratischen Staat!“
Als „zweite Verfolgung“ bezeichnet man die noch nach 1945 anhaltende Diskriminierung durch Behörden, Justiz und Mehrheitsgesellschaft in beiden Teilen Deutschlands. Davon betroffen waren nicht nur Überlebende, auch ihre Kinder und Enkelkinder bezeugen: Diskriminierung ist eine generationenübergreifende Erfahrung.
„Wir sehen uns hier in Deutschland als Deutsche und dass Deutschland auch unsere Heimat ist.“
Seit über 600 Jahren sind Sinti und seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch Roma fester Bestandteil Deutschlands. Trotz des Wissens um Völkermord und Verfolgung ist die Wahrnehmung der Mehrheitsgesellschaft noch immer von Vorurteilen gegen Sinti und Roma geprägt. Welchen Einfluss hat das auf die eigene Wahrnehmung und welche Widerstandskraft steckt darin, sich selbst zu definieren?
„Obwohl ich schon dritte Generation bin, ist das alles trotzdem noch so frisch. Man hat immer noch Narben.“
Die Vergangenheit ist nicht vergangen. Davon zeugen auch die anhaltende Diskriminierung und Ausgrenzung von Sinti und Roma in Deutschland und Europa. Ob Benachteiligung in Behörden, Abschiebungen von geflüchteten Roma oder offene Hetze – es gibt viele Gründe zu sagen: „Ein Schlussstrich kann einfach nicht gezogen werden.“
Das Projekt wurde verwirklicht mit der freundlichen Unterstützung der
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