Bei Interesse schreiben Sie uns einfach unter gedenkstaette-lager-marzahn@berlin.de. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
Unser Angebot setzt auf historisch-politische Bildungsansätze. Durch den Blick zurück auf die Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus sensibilisieren wir für die Wahrnehmung von Kontinuitäten rassistischer Diskriminierung und Ausgrenzung in der Gegenwart. Dabei bieten wir verschiedene, auch kombinierbare Bildungsformate für Gruppen an:
Mit Beginn der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurden Sinti und Roma nach und nach aus allen gesellschaftlichen Bereichen ausgegrenzt, entrechtet und verfolgt. Auf diesem Gelände zwischen Parkfriedhof und Falkenberger Weg wurde in Zusammenhang mit der Vorbereitung auf die Olympiade 1936 eins der ersten kommunalen Zwangslager für Sinti und Roma geschaffen. Auf Befehl des Berliner Polizeipräsidenten trieben Polizeieinheiten am 16. Juli 1936 etwa 600 Sinti und Roma von ihren angemieteten Standplätzen und aus ihren Wohnungen nach Marzahn.
Gemeinsam begehen wir Teile des Geländes und informieren über Verfolgungsmaßnahmen vor Ort, über Alltag und Deportation, vor allem aber auch über das Leben von Berliner Sinti und Roma – vor, während und nach ihrer Verfolgung.
Je nach Zielgruppe können Themenschwerpunkt vereinbart werden. Beispielsweise arbeiteten wir bereits erfolgreich mit der Polizei in Berlin und Brandenburg, aber auch Einheiten der deutschen Bundeswehr zusammen, um das Bewusstsein für die historische Verfolgung von Sinti und Roma durch Sicherheitsbehörden zu schärfen.
Unsere Vorsitzende Petra Rosenberg ist Diplom Sozial-Pädagogin und vereint seit Jahren ihre Kompetenz in der historisch-politischen Bildung mit ihrer Erfahrung in der Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma in Deutschland. In Lesungen aus „Das Brennglas“, den Memoiren ihres Vaters Otto Rosenberg, Auschwitz-Überlebender und Gründungsfigur der Bürgerrechtsbewegung in der BRD, gibt Petra Rosenberg ein lebendiges wie persönliches Zeugnis nationalsozialistischer Verfolgung und ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart.
Insbesondere der Blick des Kindes, das Otto Rosenberg war, als er von den Nationalsozialisten erst nach Marzahn und später in die Konzentrations- und Vernichtungslager Buchenwald, Mittelbau-Dora und Auschwitz verschleppt wurde, ist es, was die Worte von Otto Rosenberg für Kinder und Jugendliche anschlussfähig macht. Diese Erfahrung macht unsere Vorsitzende regelmäßig, wenn sie beispielsweise im Rahmen von Projekten wie „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ an Schulen in Berlin und Brandenburg zu Gast ist, um aus dem Buch ihres Vaters zu lesen und mit den Schülern ins Gespräch zu kommen.
Das persönliche Zeugnis von Otto Rosenberg und die Einblicke, die Petra Rosenberg als Angehörige der sogenannten „zweiten Generation“, also den Kindern von Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung und Vernichtung, geben kann, bieten aber auch für Erwachsenengruppen, Kultur- und Bildungsinstitutionen und Multiplikator*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen eine einmalige Gelegenheit, um über eine Vergangenheit ins Gespräch zu kommen, die nicht nur für Angehörige Überlebender noch immer nicht vergangen ist.
Sowohl bei Führungen als auch bei Lesungen gibt es die Möglichkeit, das Bildungsangebot, um einen partizipativen Workshop zu ergänzen. Grundlage dieser Workshops sind die von der Gedenkstätte Zwangslager Berlin-Marzahn herausgegebenen und vom Berliner Senat für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt geförderten Bildungsmaterialien in leichter Sprache.
Facettenreich informieren wir Sie über die Geschichte und Gegenwart von Sinti und Roma – mit dem Regionalschwerpunkt Berlin-Brandenburg – vermitteln Zeugnisse, Erfahrungen und historische Forschung über die Verfolgung von Sinti und Roma im Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit und bieten praxisnahe Anwendungen zum Umgang mit rassistischer Diskriminierung in Bildungs-, Behörden- und Polizeiarbeit. Unsere Bildungsmaterialien werden regelmäßig nach neuen Standards aus Forschung und Vermittlung geprüft und angepasst. So konnten wir unsere Materialien in leichter Sprache herausgeben, um auch bildungsfernen oder im Deutschen ungeübten Menschen einen niedrigschwelligen Einstieg und größtmögliche Teilhabe zu ermöglichen.
Ergänzt werden unsere Bildungsmaterialien durch das Projekt „Digital Lines of Life and Death“. Das Projekt findet in Kooperation mit dem Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin, der Europäischen Akademie Berlin und dem Museum der Roma-Kultur in Brno sowie mit freundlicher Unterstützung des Auswärtigen Amtes und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) im Rahmen des Programms "Jugend erinnert" statt.
Im Zentrum stehen zwei Graphic Novels, die den innovativ den Weg der Digitalität einschlagen, um die Biographien zweier Betroffener aus Deutschland und Tschechien feinfühlig wie illustrativ aufzubereiten: Otto Rosenberg und Emilie Danielová – einer tschechischen Romni. Gemeinsam mit multimedialen didaktischen Zusatzmaterialien trägt die Website zur Zukunft einer ortsunabhängigen, internationalen und digitalen Bildungs- und Erinnerungsarbeit bei.
Der durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) ermöglichte Film eignet sich dank seiner Erzählweise in Form einer Oral-History und den persönlich vermittelten Zeugnissen von nationalsozialistischer Verfolgung, transgenerationeller Traumata und Empowerment von Sinti und Roma in der Gegenwart in besonderem Maße für den Einsatz in der historisch-politischen Bildung.
Filme wie „Schatten der Vergangenheit – lautes Schweigen, leises Erzählen“ (2023) bieten eine weitere, niedrigschwellige Möglichkeit, um mit verschiedenen Zielgruppen wie Multiplikator*innen, Schüler*innen und Menschen ohne Vorerfahrung und Wissen um die historische Verfolgung von Sinti und Roma in Austausch zu treten. Aus diesem Grund kann der Film auch als Modul mit weiteren Bildungsangeboten kombiniert werden.
Einen ersten Eindruck der gezeigten Zeitzeugeninterviews können Sie sich auf unserer Website machen – die Videos sind auf Deutsch, Englisch und der Sprache der Roma, dem Romanes, in einem arliisch-kurbetischen Dialekt abrufbar: https://www.gedenkstaette-zwangslager-marzahn.de/zeitzeugen.html
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